Bewertung ist für Kinder purer, unnötiger Stress
von Bianca Brieke
Beide hatten in Mathe- und Deutscharbeiten nicht gut abgeschnitten. Beide hatten vorher viel geübt und waren, wie das Besprechen der Aufgaben danach und vor allem in Ruhe zeigte, absolut in der Lage, die Aufgaben zu lösen. Was war passiert?
Beide Arbeiten waren schon rein von der Optik eine Herausforderung, eng beschriebene Blätter, kleine Schrift und jede Menge Arbeitsanweisungen und Fragen, die erst einmal verstanden werden mussten. Für viele Kinder ist allein das schon eine Hürde, an der sie scheitern. In beiden Arbeiten standen als zusätzliche Informationen jeweils am Rand noch die erreichbaren Punkte oder neudeutsch BE für Bewertungseinheiten. Galt früher der - sicher sinnvolle - Grundsatz, „Mach zuerst das, was du sicher kannst“, soll das Kind sich jetzt auch noch an der erreichbaren Punktezahl orientieren. Für einen Grundschüler ist das Überforderung pur! Was, wenn die Aufgaben mit der höchsten Punktezahl nun auch noch gerade die sind, die nicht so sicher beherrscht werden. Dann ist der Stress komplett und klar denken ist gar nicht mehr möglich! Wieder neue schlechte Bewertungen sind die Folge. Kinder, denen es in der Schule ohnehin schwerer fällt, füllen so Glaubenssätze, wie „Ich kann es sowieso nie!“ „Ich bin zu dumm“, „Ich schaffe es nicht.“, mit immer wieder mit neuen Bestätigungen. Wo ist hier der Sinn? Wessen Interessen werden damit bedient! Sicher nicht die der Kinder! Doch genau um die sollte es in der Schule vorrangig gehen.
So entsteht keine eigene Lernmotivation. Allenfalls besteht die Motivation darin, aus Angst vor neuen schlechten Bewertungen, Stoff zu büffeln. Derr Stress in der Prüfungssituation macht die Ergebnisse dann schnell wieder zunichte. Mit nachhaltigem Lernen hat das nichts zu tun.